La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

Valoriser toutes les langues

Sandra Hutterli
Bern

Verändertes Verständnis von Sprache und Sprachenlernen in Europa und in der Schweiz
Nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa bildet ein verändertes Verständnis von Sprachen und von Sprachenlernen ein aktuelles Thema. Im Zentrum steht dabei die funktionale Mehrsprachigkeit und damit verbunden der Einbezug und die Nutzung aller verfügbaren Sprachen eines Individuums. Mehrsprachigkeit bedeutet in diesem Kontext, dass heutzutage ein Kind mehrere Sprachen erwirbt. Dies erfolgt oft bereits vor dem Schuleintritt, sei es in der Familie oder durch Sprachkontakte in den Medien. Entsprechend bringen die Kinder unterschiedliche Lernvoraussetzungen in den Unterricht mit. Die Erstsprache ist nicht bei allen dieselbe und entspricht nicht immer der lokalen Schulsprache, zumal der Ausländeranteil der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren in der Schweiz mehr als 22% ausmacht (Eurostat 2007). Im Hinblick auf eine Optimierung der Chancengleichheit kommt der Förderung der lokalen Schulsprache eine bedeutende Rolle zu. Sie bildet die Voraussetzung für das Lernen allgemein.
Die Begegnung mit Sprachen in- und ausserhalb der Schule sowie der Einbezug aller in einer Schulklasse vertretenen Sprachen erleichtern das Lernen weiterer Sprachen. In einer mehrsprachigen Umgebung wie der Schweiz und Europa sowie mit einer wachsenden Beschleunigung der Kommunikation und der ständigen Abrufbarkeit von Informationen über verschiedene Medien gewinnt die Kenntnis von mehreren Sprachen an Bedeutung. Dabei geht es nicht mehr in erster Linie um die „muttersprachig korrekte“, sondern um eine funktionale Anwendung von Sprache. Diese variiert in Abhängigkeit des Sprachverwendungszwecks: Ein Migrantenkind möchte sich möglichst schnell mit seinen Kameradinnen unterhalten können, um integriert zu sein, während eine Zollbeamtin spezifische Dokumente in verschiedenen Sprachen verstehen muss (zu den Formen und der Typologie von Mehrsprachigkeit siehe z.B. Hutterli, Stotz, Zappatore 2008, 104ff). […]

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