Die Zeitschrift für Sprachunterricht und Sprachenlernen

Editorial

Die sprachpolitische Landschaft in der Schweiz wurde in letzter Zeit ziemlich aufgewühlt! Einige bedeutsame politisch-kulturelle Faktoren waren dafür mitverantwortlich. Dazu gehören:  Das Resultat der Abstimmung gegen die Masseneinwanderung vom 9. Februar 2014, die Initiative der SVP, die das schweizerische Landrecht vor das internationale Recht stellen und demnach die Europäische Menschenrechtskonvention kündigen will, die durch den sogenannten Lehrplan 21 im Sprachbereich entfachte Diskussion, und zuletzt die – europaweit – beeindruckende Verschärfung der  Asylfrage, die uns vor noch ungeahnte Herausforderungen im Bereich der Integration von Menschen aus anderen Kulturen und Sprachen stellt.
Auch in der Schweiz reagieren sensible Politiker, die nicht permanent Wahlkampf betreiben, auf die anstehenden Probleme. So hat sich vor kurzem eine parlamentarischen Gruppe ‚Mehrsprachigkeit CH’ gebildet: Die Gruppe hebt «die Wichtigkeit einer koordinierten Aktion für die Schweizer Mehrsprachigkeit» hervor und setzt sich aus 15 Parlamentsmitgliedern aller politischen Farben zusammen. Sie versteht sich als Ergänzung zu den bereits bestehenden Gruppen zur Italianità und Rumantschia und verstärkt das Netzwerk zwischen dem Parlament und sprachkulturellen Organisationen – allem voran dem Forum Helveticum, das deren Sekretariat betreut.
Es ist zu hoffen, dass es der Gruppe gelingt, Impulse zu geben, v.a. im Hinblick auf eine für die Schweiz notwendige neue sprachlich-kulturelle Gesamtperspektive, welche sich mit der aufkommenden Migration geradezu aufdrängt. Wir müssen die Zukunft neu denken und dabei auf alle zählen können, die sich tatkräftig an diese Herkulesaufgabe heranmachen.
Anregend in diesem Zusammenhang ist das Grundlagenpapier der Schw. Akademie für Sozial- und Geisteswissenschaften, die sich in die sprachliche Diskussion einbringt und sich dezidiert für das Erlernen von mindestens zwei Landessprachen sowie des Englischen einsetzt.
Es ist zu wünschen, dass das neu gewählte Parlament sich diesen Herausforderungen stellt und sich speziell mit den Problemen der internen Beziehungen zwischen den Sprachregionen, mit der Migration, den offenen Märkten und der Mobilität auseinandersetzt.
Babylonia will mit der vorliegenden Nummer einen Beitrag in diese Richtung leisten: Im Zentrum stehen die approches plurielles des langues et des cultures –, u.a. mit der Beschreibung konkreter Projekte, welche die Freude an der Mehrsprachigkeit und an interkultureller Bildung steigern möchten: Bonne lecture! (ggh)