Die Zeitschrift für Sprachunterricht und Sprachenlernen

Editorial

Auf sich aufmerksam machen dank Reklamation – und Innovation


«Troppi applausi per tre lingue nazionali» - am 11. Februar antwortet die Nationalratspräsidentin Markwalder auf die Anfrage des Nationalrats Marco Romano, warum denn die Verkündung der Bundesratswahl im letzten Dezember nur auf Deutsch und Französisch erfolgt sei, obwohl auch das Tessin einen Kandidaten im Rennen hatte. Die Antwort fiel pragmatisch und unsensibel zugleich aus: Die Übersetzungen würden bei all den Applausen untergehen und überdies seien gem. Art. 37, Abs. 1 des Nationalratsreglements Mitteilungen des Präsidenten nur in einer zweiten Nationalsprache vorzutragen.
Sprachminderheiten müssen ihr Recht auf deren Schutz und Förderung ständig einfordern – einerseits mit einer «Reklamationskultur» und andererseits mit einer sympathischen «Willkommenskultur». Oder mit Aufmerksamkeit und Innovation. So zum Beispiel das neue Lehrmittel Capito, das Sprache und italienischschweizerische Lebenskultur verbindet, oder die didaktischen Projekte Italiano subito und Più italiano per più Svizzera, mit denen die SUPSI und USI die Italianità quasi in deutsch- und französischsprachige Schulen exportieren. Oder das jüngste Projekt italiando.ch, mit dem der Kanton Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren ein All-Inclusive Angebot anbietet, das Sport mit Sprachschule und Exkursionen im Tessin verbindet.
Dem steht die Rumantschia in nichts nach. Ihr ist die erste Nummer der neuen Serie von Babylonia zu den Sprachen in der Schweiz gewidmet. Sie zeigt das Rätoromanische von einer persönlichen und innovativen Seite und diskutiert die sprach- und schulpolitischen Herausforderungen der vierten Landessprache – zu denen auch die Sprachpflege gehört, da das Rätoromanische nicht von einem sprachlichen Hinterland gestärkt und gestützt wird, wie die italienische und französische Schweiz. Internet und Open Source leisten hier wertvolle Abhilfe: Die grossangelegte Homepage chattà.ch stellt Jugendlichen und Kindern online Text-, Audio- und Videosammlungen zur Verfügung, die Seite Crestomazia.ch folgt dem Prinzip von Wikipedia und lässt sich von den Nutzern gleich verbessern und ergänzen, und auch das Online-Wörterbuch Pledari Grond ist interaktiv aufgebaut und wird somit laufend aktualisiert.
Es ist uns ein zentrales Anliegen, laufend praxisorientierte und innovative Projekte vorzustellen, die den Umgang mit und den Unterricht von Fremdsprachen erleichtern und weiterentwickeln. Hierzu zeigt sich Babylonia mit der neuen Serie zu den Sprachen in der Schweiz in einem neuen Kleid: Wir hoffen, dass es Sie anspricht und Ihre Neugierde erhöht, darin zu schmökern und Neues zu entdecken. Wir sind gespannt auf Ihr Feedback!


Das Redaktionsteam von Babylonia

PDF viersprachiger Editorial