Die Zeitschrift für Sprachunterricht und Sprachenlernen

Editorial

Es freut uns, heuer nicht nur den 10. Geburtstag von Babylonia feiern zu können– wir werden in der letzten Nummer 2001 darauf zurückkommen -, es ist auch eine Genugtuung, den ersten Teil der Serie zu den Sprachen und Kulturen in der Schweiz erfolgreich abzuschliessen. Auf die Nummer zum Rätoromanischen (3/1998), folgten nämlich jene zum Französischen (3/1999) und zum Italienischen (2/2000) und nun ist die deutsche Sprache und Kultur an der Reihe.
Die Nummer, die gerade rechtzeitig zur Internationalen Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer (30. Juli-4. August in Luzern) erscheint, wurde in vorzüglicher Weise von Dr. Hans-Peter von Flüe-Fleck betreut, der damit seine Mitarbeit in der Redaktion abschliesst. Er hat als Gründungsmitglied  Babylonia entscheidend mitgeprägt und wir werden ihn missen.
Eine Frage möchten wir mit dieser Nummer zur deutschen Sprache und Kultur in der Schweiz verbinden. Es ist eine Frage, die in ihrer naiven Einfachheit seit je Babylonia begleitet: Ist es erlaubt, den Traum einer echt mehrsprachigen und multikulturellen Schweiz weiter zu träumen?  Wir denken ja, denn wenige Länder haben das Glück, auf eine derart langdauerende friedliche Koexistenz von so vielen Sprachen und Kultur zurückblicken zu können. Und wir meinen, dies sollte auch für unsere Zukunft wegweisend bleiben und vielleicht für andere beispielhaft sein. Damit ist aber u.a. eine Bedingung verknüpft, die wir als Wunsch gerne an alle deutschsprachigen Schweizerinnen und Schweizer richten möchten: Vernachlässigt nicht die Mundart wegen ihrer unerlässlichen kulturellen und identitätsstiftenden Bedeutung, aber beginnt bitte wieder die deutsche Schriftsprache vermehrt und intensiver zu lieben und zu pflegen. Denn fern davon, eine Gefahr darzustellen, kann sie Quelle der Bereicherung und v.a. Mittel der Vermittlung und Kommunikation zu den Minderheiten in diesem Lande sein. Zeichen in diese Richtung wären ein Balsam für die Minderheiten und für den kulturellen und politischen Zusammenhalt der Schweiz als Willensnation.
Dass die deutsche Sprache und Kultur in ihrer bemerkenswerten Vielschichtigkeit für die Schweiz so eminent wichtig ist, wird aus den qualitativ hochstehenden Beiträgen in diesem Heft einmal mehr ersichtlich werden. Die Leserinnen und Leser können eine spannende Rundreise antreten. Sie werden viele Anregungen finden, nicht zuletzt in den von Studentinnen und Studenten der Universität Fribourg realisierten didaktischen Beiträgen. (Red.)