La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

Eine Entgegnung zu Philippe Perrenouds Artikel in Babylonia 4/2001

Daniel Stotz
Winterthur

Die Banalisierung des Englischen

In den Arbeiten Grins ist das Argument schon angelegt: wie Schreiben und Lesen vom Privileg der Bildungseliten zum unabdingbaren Rüstzeug der mündigen Bürgerinnen und Bürger geworden ist, so könnte Englisch zum Basic Survival Kit des virtuell vernetzten Menschen im globalisierten Zeitalter werden. Schon heute unterscheidet Preisler (2001) in einer Analyse der dänischen Gesellschaft zwischen Menschen, die Englisch beherrschen, zu was für einem Grad auch immer, und English have-nots (Habenichtsen, ca. ein Fünftel aller Däninnen und Dänen). Er folgert:
Die Englisch-losen sind damit sozusagen funktionale Analphabeten in einer Gesellschaft, in der Information und ihre Verbreitung durch elektronische Medien täglich zunimmt, und in der die Kluft zwischen Besitzenden und Besitzlosen auch bezüglich Kultur und Bildung ständig grösser wird. (Preisler, 2001:50)
Wenn nun Perrenoud darauf pocht, dass niemand die Schule verlassen sollte, ohne die grundlegenden Kenntnisse (“bases essentielles”), mit denen ein Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie Arbeit und Weiterbildung erst möglich wird, ist dem entgegenzuhalten, dass bei unserem forschen Entwicklungstempo schon in einer Generation die wirtschaftlich nützlichste Fremdsprache zu diesen “bases essentielles” gehören wird, und es käme einem “Ethnozentrismus der Klasse” gleich, grosse Gruppen davon auszuschliessen. Wenn die Schule gemäss Perrenoud kein ideales Umfeld für den Erwerb von Zweitsprachen ist, käme es einer noch grösseren Benachteiligung der Minderprivilegierten gleich, wenn man einfach auf Privatschulen und Fremdsprachenaufenthalte verwiese.
Die Banalisierung des Englischen als Weltsprache ist eine Entwicklung, die der Autor dieser Zeilen als Anglist sicher bedauert; sie hat im Rahmen des zitierten Arguments anderseits den Vorteil, dass die Trauben weniger hoch hängen, sprich: vernünftige Teilkompetenzen in Englisch und in der zweiten Landessprache sollte innerhalb von sieben Volksschuljahren erreichbar sein. Der Titel des Artikels ist irreführend, indem Perrenoud etwas gar süffisant mit den Wörtern bilingue und trilingue umgeht. Er unterschlägt damit die in Sprachenkreisen seit Jahren verfolgten Arbeiten am Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (Gethe-Institut et al., 2001), die es uns ermöglichen, angemessene Niveaus zu definieren. Daneben ist es unwiderlegbar, dass es auch beim Sprachenlernen economies of scale geben kann: wer Englisch und Französisch schreiben lernt, gewinnt zum Beispiel ein grösseres Verständnis für die arbiträre Beziehung zwischen Orthographie und Bedeutung; wer in der eigenen Sprache viel liest, wird auch beim Lernen von Fremdsprachen davon profitieren.
In zwei Punkten sind allerdings auch aus der Perspektive der Evaluatoren des Schulprojekts 21 Zweifel angebracht:
1. Eine übermässige Heterogenität in den Ergebnissen ist von uns schon nach 20 Monaten beobachtet worden.
2. Es besteht (noch) kein zwingender Zusammenhang zwischen möglichst frühem Lernbeginn und späterer Effektivität. Mit anderen Worten, es kann durchaus sein, dass diejenigen eben so gut Englisch lernen werden, die mit 11 oder 13 damit anfangen.

(PREISLER, B. (2001): Englisch von Oben und von Unten: Sprachwandel und kulturelle Identität in Dänemark, in WATTS und MURRAY, 35 - 53)