Die Zeitschrift für Sprachunterricht und Sprachenlernen

Editorial

Wer auch in den verdienten Sommerferien ein wenig Aufmerksamkeit der schweizerischen Schulaktualität gewidmet hat, der konnte in den Stuben, wo Bildungspolitik gekocht wird, ein emsiges Treiben feststellen. Schuld daran war die durch die internationale PISA-Studie verursachte Schieflage unserer Schule. Vergleiche können weh tun, vor allem wenn sie, entgegen den Erwartungen, Platzierungen in den mittleren oder hinteren Reihen öffentlicher Ranglisten zutage fördern. Sie können dadurch aber auch zur Realität zurückführen. Und dies ist gut so, denn bei aller Kritik, die man an internationalen Vergleichsstudien üben kann, sicher ist es, dass sie aus lange währenden, hochmütigen Schlafperioden wach rütteln können. Babylonia kann sich eigentlich freuen, denn, was die Sprachen anbelangt, besteht jetzt wieder für einige Bereiche Grund zu moderatem Optimismus. Dies gilt speziell für die Notwendigkeit, a) die Schriftsprache in den deutschschweizerischen Schulstuben salonfähig zu machen und b) besondere Fördermassnahmen in jenen Klassen einzuführen, wo der Anteil der fremdsprachigen Kinder besonders hoch ist. Dies sind in der Tat zwei der zehn Massnahmen, die eine PISA-Studiengruppe als Empfehlungen formuliert und die EDK am 12. Juni 2003 zu einem Paket geschnürt als Aktionsplan verabschiedet hat (www.edk.ch). Im Wortlaut wird u.a. die “konsequente Anwendung des Standarddeutschen in der Deutschschweiz” gefordert. Was schon lange aus babylonischem Munde ertönte (z.B.: Babylonia 3/1998), wird jetzt endlich auch von den obersten Schulwärtern als legitime und notwendige Änderung in den sprachlichen Gepflogenheiten deutschweizerischer Klassenzimmer akzeptiert. Es ist nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn der Sprachgebrauch ist ein kulturelles Faktum, dessen Änderung sich nicht einfach per Dekret herstellen lässt , jedenfalls in demokratischen Gesellschaften. Dass Zeit notwendig sein wird, trübt jedoch nicht die Freude all jener, die nicht nur an die Bedeutung von besseren sprachlichen Kompetenzen, sondern auch an günstigere Voraussetzungen für das gegenseitige Verständnis zwischen den unterschiedlichen Kulturen in der Schweiz glauben
Auch die zweite Massnahme , die die “Sprachförderung für Kinder und Jugendliche mit ungünstigen Lernvoraussetzungen” betrifft, kann nur begrüsst werden, zumal sie zur Ernstnahme der Bedeutung von kommunikativen Kompetenzen in sozialer und (inter-)kultureller Hinsicht beiträgt.
Diese Babylonia-Ausgabe widmet sich einem traditionellen Thema des Fremdsprachenunterrichts: Die Grammatik. Wir sind sicher, dass die zahlreichen , durch Hannelore Pistorius besonders kompetent und mit Blick auf hohe Aussagekraft koordinierten Beiträge, wertvolle Impulse zu einer notwendigen Neueinschätzung der Grammatik im Fremdsprachenunterricht liefern werden.

Die Redaktion