Editorial
Über die Sprachen, über deren kulturelle, politische und ökonomische Bedeutung und über deren Reihenfolge im schulischen Lehrplan kann man unterschiedlicher Auffassung sein. Gerade deswegen stellen sie für unser Land und unsere Schule eine Herausforderung dar. Dass mit dem Englischen gerechnet werden muss, ist inzwischen wohl eine allerseits akzeptierte Tatsache, da es zum wichtigsten Medium für den Zugang zum Wissen und für die professionelle Kommunikation geworden ist. Dass aber Englisch nicht die kulturelle und ökonomische Kommunikationssprache in einer mehrsprachigen Gemeinschaft wie die der Schweiz sein kann, ist auch für alle einsichtig, die nicht an Schimären glauben oder sich der Lächerlichkeit preisgeben wollen. Geben wir also dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist. Und dies bedeutet in der Schweiz eine genügende Beherrschung der Sprache des Nachbarn und des Englischen.
Im Hinblick auf diese Herausforderung spielen die neu entstandenen Pädagogischen Hochschulen eine wichtige Rolle. Sie müssen, teilweise in Zusammenarbeit mit den Universitäten, auch die Sprachlehrkräfte ausbilden. Und von den sprachlichen und kulturellen Kompetenzen sowie von den Einstellungen dieser Lehrkräfte wird entscheidend abhängen, ob es der Schweiz in Zukunft gelingen wird, neue Generationen zu formen, die wirklich mehrsprachig und gegenüber der kulturellen Vielfalt unseres Landes und Europas offen sein werden.
Ein Risiko darf dabei nicht unterschätzt werden: In einer sehr dezentrierten Wirklichkeit müssen die neuen Institute lokalen und regionalen Bedürfnissen entgegenkommen und dies könnte der Isolation Vorschub leisten. Begrüssenswert ist deshalb jene Unruhe, die sich zur Zeit in der PH-Landschaft zeigt und die Institute auch im sprachlichen Bereich zur Profilierung zwingt. So fällt positiv auf, dass sich zwei regionale Gruppen zur Förderung der schweizweiten Mobilität zwischen den PHs gebildet haben. Es ist dies eine erstklassige Gelegenheit, um sowohl zur Aneignung einer adäquaten sprachlichen Kompetenz als auch zur Entwicklung der erwünschten kulturellen Sensibilität der zukünftigen Lehrkräfte beizutragen. Aber wird man davon Gebrauch machen können? Dazu ist jedenfalls viel Mut notwendig, Mut, wirklich längere Aufenthalte in einer anderen sprachlich-kulturellen Region als Bedingung für die Erlangung der Unterrichtsberechtigung zu verlangen. Wir werden sehen, ob der politische Wille hiezu wirklich vorhanden ist.
Unterdessen wünschen wir allen viel Erfolg, die an der Konstruktion der neuen Bildungsparcours beteiligt sind. Mit dieser Babylonianummer leisten wir einen ersten Beitrag zur entsprechenden Diskussion und Zukunftsgestaltung. Wir sind aber der festen Absicht, die Zeitschrift auch zum Arbeitsinstrument all jener zu machen, die in der Ausbildung tätig sind: Ausbildende und auszubildende Lehrkräfte.
Die Redaktion