Ut aliquid fieri videatur: „Um es so aussehen zu lassen, es werde etwas getan“
Rudolf Kunzli |
Eines haben Medizin und Politik, zumal Bildungs- und Schulpolitik oft gemeinsam, sie setzen beide gerne und manchmal auch durchaus erfolgreich auf Fiktionen. Placebo heissen diese Fiktionen in der Medizin, Symbolpolitik im Felde politischer Steuerungskunst. Auch dass solche gerade dort eingesetzt wird, wo die Handlungsmöglichkeiten und deren praktische Wirksamkeit als besonders gering eingeschätzt werden, ist beiden gemeinsam, möchten Verantwortliche es doch gerne so aussehen lassen, als ob auch dort etwas getan werde. Es gehört dies zu den schon seit alters verbürgten Rezepten für wenig aussichtsreiche und unklare Fälle: ut aliquid fieri videatur, so ist es uns seit Lactanz überliefert, dem ob seiner Rede- und Sprachkunst gerühmten „christlichen Cicero“, dem berühmten Verteidiger des Christentums gegen die Heiden, Lucius Caelius Firmianus Sanctus Lactantius so der volle Name des Heiligen aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert, und blieb lebendig und wird praktiziert bis zum heutigen Tage. Indessen als ein blosser Ratschlag zur Aufrechterhaltung des Scheins der ärztlichen oder politischen Handlungskompetenz wäre das Rezept etwas unterschätzt. Schliesslich ist der Glaube eine wichtige Ingredienz sowohl politischer wie medizinischer Heilkunst, ob nun Homöopathie oder schöne Aussichten und Versprechungen die Selbstheilungskräfte der Systeme mobilisieren und stärken. Auch unterliegt die Verabreichung solcher Medizin der berufsethischen Regel non nocet, dass die Mixtur nicht schaden dürfe. […] |
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