La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

Die epistemologische Grundlage von immersivem (bilingualem) Fachunterricht*

Anne-Claude Berthoud
Lausanne

L’article suivant vise à expliquer l’importance du plurilinguisme pour le monde de la science et notamment pour le développement des sciences de la nature. Il s’agit de concevoir le plurilinguisme dans un rapport de complémentarité et non de substitution avec une lingua franca. Il montre en quoi l’enseignement bilingue - immersif - ou CLIL - implique un traitement plus en profondeur du contenu disciplinaire que l’enseignement au moyen de la langue maternelle.

* BERTHOUD, A-C. (2003): Des pistes de recherche à explorer, in: MONDADA, L. / PEKAREK DOELER, S. (Hg.): Plurilinguisme – Mehrsprachigkeit – Plurilingualism. Enjeux identitaires, socio-culturels et éducatifs. Festschrift pour Georges Lüdi. Tübingen und Basel, A. Franke Verlag.

Der folgende Text wurde mit dem Einverständnis der Autorin im Wesentlichen aus dem Französischen übersetzt, leicht gekürzt und ergänzt von Christine Le Pape Racine.

Von der Illusion der Transparenz des wissenschaftlichen Diskurses

Im folgenden Artikel wird erklärt, warum Mehrsprachigkeit im Wissenschaftsbetrieb, vor allem auch in den Naturwissenschaften, eine wichtige Bedingung für Fortschritt ist und warum eine lingua franca komplementär und nicht ausschliesslich eingesetzt werden soll.
Er zeigt auf, warum bilingualer-, immersiver – oder CLIL-Unterricht tiefer in die Sachmaterie eindringt als muttersprachlicher Unterricht.
In den Sozialwissenschaften ist man sich der Gefahr bewusst, die die zunehmende Einsprachigkeit für den wissenschaftlichen Diskurs bedeutet, anders als in den Naturwissenschaften, die weniger dazu neigen in den Objekten, die sie konstruieren und in der kommunikativen Dichte des dazugehörenden Diskurses, mögliche Unklarheiten zu sehen, wie wenn die Forschungsgegenstände durch die sie beschreibende Sprache weder berührt noch verändert würden.
In der Tat, wenn man die Sprache als Vehikel für das Denken anschaut, das auf transparente Weise ein Bild der Natur vermittelt, das selbst nur eine Spiegelung der Natur ist, kann man sich die Reflexion über die Sprachenwahl in der wissenschaftlichen Gemeinschaft sparen.
Wenn man das Kommunikationsinstrument nicht fokussiert, spricht man den zu untersuchenden Objekten eine Unabhängigkeit, eine Autonomie zu und ergibt sich dem Mythos und der Illusion der Transparenz des wissenschaftlichen Diskurses, wie wenn diese Objekte selbst von sich sprächen. Wenn Sprache nur als untergeordnetes Übertragungsinstrument betrachtet wird, ist das geringe Interesse an der Wahl der Sprache verständlich. Wenn das anvisierte Ziel nur der möglichst effiziente, einfache und ökonomische Informationsaustausch ist, bietet sich das Englische als lingua franca an, wobei man vergisst, dass sie die Sprache mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner ist, mit einer minimalen Interverständigungsschwelle. Auch dies führt natürlicherweise zu falschen Klarheiten oder zum Mythos der intersprachlichen Verständigung. Jeder plakatiert seine eigenen Vorstellungen in der Illusion, dass sie weltweit geteilt werden, solange er sie nicht hinterfragen muss. Und es sind genau diese Situationen, in denen etwas hinterfragt werden muss, die unter dem Einfluss einer zunehmenden Einsprachigkeit und Monokultur allmählich verschwinden. [...]

Testo completo dell’articolo / Texte complet de l’article / Vollständiger Artikeltext / Full Text (pdf)