La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

English for embryos?

Hans Fässler
St. Gallen

L’articolo è critico verso l’“English boom” svizzero. I giovani sembrano prediligere nell’inglese non tanto la sua ricca letteratura o la sua cultura, quanto il fatto che l’inglese è “cool”, permette di accedere ad Hollywood come all’Internet, ed è utilissimo in viaggio. Urge uno sguardo critico sui cosiddetti vantaggi dell’apprendimento dell’inglese, se questi ci riducono ad apprezzare le più banali manifestazioni della cultura popolare americana, a fare più viaggi e ad avere più contatti con altri popoli. Come se tutto ciò portasse necessariamente ad un mondo migliore. (Red.)

Natürlich wünscht man seinen Kindern eine gute Ausbildung. Sicher sind gute Englischkenntnisse in vielen Berufen und beim Reisen wichtig. Natürlich ist Englisch eine ziemlich schöne Sprache. Und zweifellos macht das Sprachenlernen den Kindern grossen Spass und ist tendenziell je einfacher, desto früher der Unterricht einsetzt.
Trotzdem meine ich, es sei angesichts von Frühenglisch, zweisprachigen (Deutsch/Englisch) Gymnasien, Englisch als Unterrichtssprache an Universitäten, “English for Kids” und jetzt auch noch bilingualen (D/E) Privatkindergärten und -primarschulen Zeit, einmal etwas Kritisches oder vielleicht Ketzerisches zur politisch-kulturellen Dimension des grassierenden Englisch-Booms zu sagen.
Robert Phillipson hat in seinem Buch “Linguistic Imperialism” nachgewiesen, dass noch nie in der Geschichte der Menschheit soviel finanzielle und personelle Mittel in die weltweite Förderung einer einzigen Sprache geflossen sind wie im Falle des Englischen. Und so wie im 19. Jahrhundert die Verbreitung des Englischen eng verknüpft war mit dem Aufbau und der Erhaltung des “British Empire”, so eng ist der Zusammenhang zwischen der politischen und kulturellen Dominanz der USA im 20. und im beginnenden 21. Jahrhundert und der aktuellen “Hausse” des Englischunterrichts.
Zugegeben, für Englischlehrerinnen und –lehrer ist es sehr angenehm, dass die Lernenden für “unsere” Sprache so motiviert sind. Und wenn ich höre, wie etwa unter Kindern und Jugendlichen über das Französischlernen geredet wird, so beneide ich die Kolleginnen und Kollegen von der Romanistik gar nicht. Aber seien wir doch mal ehrlich! Worin besteht denn diese Motivation, die unsere Arbeit im Klassenzimmer so einfach macht? In der Begeisterung für Shelley und Keats? Im dringenden Wunsch, einmal Shakespeare zu verstehen? Im Verlangen, hinter die Bilder und Metaphern von Bob Dylan zu kommen? Im Interesse an einem Interview mit Arundhati Roy in Originalsprache?
Nein, für die ganz überwiegende Mehrheit der Lernenden ist Englisch cool und geil, weil es scheinbar den Zugang zu Hollywood, zu Rap und Hiphop und zur grossen Illusionswelt des Internets eröffnet und weil es verspricht, bei jener Eroberung der Welt, die man Tourismus nennt, nützliche Dienste zu leisten.
Oder, um es noch einmal etwas zuzuspitzen: Englisch ist nicht einfach nur eine nützliche Sprache, sondern es wird zunehmend zum Schmiermittel der Globalisierung im Zeichen der Dominanz des US- oder allenfalls noch des transatlantischen Kapitals. Englisch ist nicht einfach nur eine schöne (“coole”) Sprache, sondern sie wird zunehmend zum Einfallstor für die amerikanische Populär- und Trivialkultur. Und Englischlernen ist nicht einfach nur Spass für Kinder, sondern bei Fr. 20’000.- pro Jahr pro Kind zunehmend auch Bildungspolitik der Besitzenden. [...]

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