La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

Switzerland down-under: Landeskunde der Schweiz in Australien

Bettina Boss
Sydney

Why should Swiss cultural studies (Landeskunde) be taught to Australian university students of German? According to the author this is justified in view of the fact that German language courses and textbooks still concentrate on Germany at the expense of other German-speaking regions. She then describes a seminar she conducted at the University of New Wales in Sydney, using a variety of cultural materials (print, video, CD-ROM), as well as literary texts by Swiss-German authors to explore contemporary Swiss society, concentrating on four main themes: myths and reality, armed neutrality, four and a half languages in one country, foreigners in Switzerland.

Auf dem langen Rückflug von Sydney nach Zürich denkt Etienne Barilier noch einmal darüber nach, wie er versucht hat, die Fragen australischer Studierender nach der Schweizer Nationalliteratur zu beantworten: “Um Nationalliteratur im Allgemeinen und schweizerische Nationalliteratur im Besonderen zu definieren, muss man [...] zunächst wissen, was eine Nation ist. Was also ist eine Nation? Jeder ist damit einverstanden zu sagen, dass eine Nation keine handgreifliche Realität, sondern eine Idee ist, eine Repräsentation, ein regulierender Mythos.” (Barilier 2004:167)
Die Frage nach dem Mythos Schweiz und ihrer Literatur muss sich auch derjenige stellen, der daran geht, an einer australischen Universität ein Seminar mit dem Titel ‘Landeskunde und Literatur der Schweiz’ zu veranstalten. Ist es angesichts der ohnehin schon knapp bemessenen Unterrichtszeit angebracht, eine ganze Lehrveranstaltung einem Land zu widmen, in dem die meisten Australier, sofern sie Europa bereisen, höchstens ein paar Tage verbringen? Ist es nicht sinnvoller, landeskundliche Themen im Hinblick auf das gesamte deutsche Sprachgebiet zu behandeln? Gehört die Landeskunde nicht überhaupt in den Sprachunterricht?
Dass die Landeskunde ein “integraler Bestandteil des Sprachunterrichts” sein und “den ganzen deutschsprachigen Raum” berücksichtigen soll, war ein zentrales Anliegen der ABCD-Thesen von 1990; dennoch lässt sich jedenfalls im universitäten DaF-Unterricht immer noch feststellen, dass die Beschäftigung mit landeskundlichen Themen gegenüber der Vermittlung sprachlicher Fertigkeiten (sprich: Grammatikunterricht) zu kurz kommt. Leider verwirklichen auch neuere Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache (vor allem solche aus deutschen Verlagen) das “D-A-CH-Konzept” der Landeskunde kaum oder nur oberflächlich, indem sie entweder ein stark an Deutschland orientiertes Bild des deutschen Sprachgebiets vermitteln (Frischherz und Langner 2001:1243) oder die Gemeinsamkeiten zwischen den deutschsprachigen Ländern so stark betonen, dass die Unterschiede zwischen ihnen bagatellisiert werden (Boss 2003). Dass gerade junge Australier, die weit entfernt vom Sprachgebiet Deutsch studieren und möglicherweise die Sprache später selbst unterrichten, differenzierte landeskundliche Kenntnisse von den deutschsprachigen Regionen haben sollten, braucht kaum betont zu werden.
Solche Überlegungen veranlassten mich, im Rahmen des Studiengangs ‘German Studies’ an der University of New South Wales in Sydney zweimal ein Seminar zu veranstalten, das die Landeskunde spezifisch thematisiert und zwar exemplarisch am Beispiel der Schweiz. Die Wahl dieser deutschsprachigen Region ergab sich aus dem einfachen Grund, dass ich als aus Basel stammende Auslandschweizerin so eigene Erfahrungen und selbst gesammeltes Lehrmaterial einbringen konnte. Im Folgenden soll dieser Kurs, so wie er 2005 in erweiterter Form angeboten wurde, beschrieben werden. [...]

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