Die Zeitschrift für Sprachunterricht und Sprachenlernen

Editorial

Dies ist die erste Ausgabe von Babylonia in neuer Gestaltung. Der Wechsel fällt nicht zufällig auf das Jahr 2011, in dem unsere Zeitschrift ihr 20-jähriges Jubiläum feiert. Eine eigene Nummer später in diesem Jahr wird der Geschichte von Babylonia gewidmet sein (vgl. die zweite Umschlagseite). Die Seitenzahl und hoffentlich auch die Substanz der Zeitschrift nehmen zu. In Zukunft erscheinen nur noch drei Babylonia-Nummern pro Jahr, womit die Kosten leicht reduziert werden können. Dies kommt wiederum der Unterhaltung der Website zu Gute, die sich in neuer Frische zeigt. Insbesondere wurde das Archiv aller bisherigen Nummern unseren Leserinnen und Lesern zugänglich gemacht (vgl. die dritte Umschlagseite).
Die Geschichte des Europarats und seines Engagements im Bereich der Sprachen und des Sprachenlernens geht ein bisschen weiter zurück als diejenige unserer Zeitschrift. 1957 kam es zur ersten intergouvernmentalen Tagung über Kooperation in diesem Bereich, und 1975 wurde die Niveauspezifikation von „Threshold Level“ publiziert. Im selben Jahr, als in Rüschlikon, am Zürichsee, die Tagung stattfand, in deren Folge der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen entwickelt wurde, sah die erste Babylonia-Nummer das Licht der Welt, womit auch schon einiges über die Verbundenheit zweier ungleicher Partner gesagt ist. Der vorliegenden Nummer fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, einige der Beiträge der jüngsten Forumstagung der Language Policy Division und der EDK in Genf (November 2010) breiteren Kreisen zugänglich zu machen.
Anlässlich eines feierlichen Abends wurde im Rahmen dieser Tagung auch die Pensionierung von Joe Sheils, dem letzten Leiter dieser Abteilung, würdig begangen. Es war ein sinnenfreudiger und warmer Tribut an eine der zentralen Figuren in der Sprachenlandschaft Europas, der sich fast ebenso lange für eine pluralistische und kulturell offene Gesellschaft eingesetzt hat wie Babylonia. Der Abschied war gepaart mit einem Wermutstropfen, als man vernahm, dass Joe Sheils’ Posten nicht wieder besetzt werde und die Language Policy Division dem Directorate General of Education, Culture and Heritage, Youth and Sport stärker als bisher untergeordnet würde. Es ist ja nicht so, dass auf einen Schlag die Anliegen von Sprecherinnen und Sprechern der Minderheitensprachen erfüllt, die Sprachlernenden Europas die höchstmöglichen Niveaus erreicht und die Kinder von Eingewanderten plötzlich kaum mehr Mühe mit der akademisch gefärbten Schulsprache hätten. Die Themen, die der Europarat im Bereich Sprachen bearbeitet, sind hochgradig vernetzt mit Politik und Bildung, und sie wirken manchmal auf Aussenstehende abstrakt und bewegen sich auf „schwindelerregendem konzeptuellem Niveau“, wie ein Tagungsteilnehmer in Genf meinte.
Doch wenn dieser Tendenz Halt geboten werden soll, braucht es Menschen aus Fleisch und Blut wie Joe Sheils, übrigens von Hause aus ein irischer Französischlehrer, die den Ideen Leben einhauchen und das (Sprachen-)Heft in die Hand nehmen.
GS/DS