Die Zeitschrift für Sprachunterricht und Sprachenlernen

Editorial

Ein barbarischer Akt, ausgeführt von einer unentwegten Terroristengruppe, war nötig, um uns aus jener konsumistischen Benommenheit zu wecken, die sich in den letzten Jahrzehnten in der westlichen Welt verbreitet und in unser Bewusstsein eingenistet hat. Nach dem 11. September, und für uns Eidgenossen, auch angesichts des überraschenden und erschütternden Untergangs des symbolträchtigen Swissair-Markenzeichen ist nichts mehr wies es war.  Unsere Weltbetrachtung, unser Bezug zu uns selbst und zu unserer unmittelbaren Umwelt haben mutiert: Die Wahrnehmung ist aufmerksamer, weniger zerstreut und zugleich weniger egozentrisch. Grenzen werden wieder bewusst: die Grenzen unserer Zivilisation, unserer Gemeinschaft und der Menschen als Einzelne. Niemandem steht es mehr zu, mit irgenwelcher Überlegenheit zu prahlen.
Wird es uns gelingen, diese historische Gelegenheit nicht an uns vorbegehen zu lassen? Werden wir die Angst in den Griff bekommen und der Versuchung einer erneuten Selbst­bezogenheit widerstehen können? Jemand hat darauf hingewiesen, dass sich die Schweiz endlich anschickt, in die Modernität einzutreten. Welch ein historischer Akt: Die Schweizer, würden sich in ihrer Eigenart bewusst, nichts ausserordentliches zu sein und kehrten somit auf den Boden der Realität zurück. Dazu ist allerdings eine enorme kollektive Leistung notwendig, u.a. zur Fortsetzung der Bewältigung einer offensichtlich selbstgefälligen Vergangenheit.  
Vielleicht steht tatsächlich eine neue Epoche an, die  uns die Wiederentdeckung von uns selbst und einer humaneren Kultur verheissen könnte, die toleranter, ethischer und weniger abhängig von partikularen Interessen sein müsste.
Im Bewusstsein unserer Grenzen, wollen wir versuchen, zu diesem neuem Geiste einen kleinen Beitrag zu leisten. Wir wissen, dass die Sprachen ein priviligierter Ort der Begegnung sind und insofern auch eine wichtige Ressource im Kampf gegen die Barbarei, gegen die intellektuelle Apathie und die konsumistische Verflachung der Kultur.
Wir beginnen mit dieser Babylonianummer zur Projektidee, eine Idee, die auf eine bewusste, selbstverantwortete  Gestaltung unserer Bedürfnisse, unserer Beziehungen und unseres Alltags in der Schule und im Leben abzielt. Die Pädagogik und die Didaktik haben ohnehin seit langem die Veränderung der Unterrichts- und Lernpraxis mit dieser Idee verbunden. Nun drängen sich auch im Sprachbereich die Vorteile einer projektorientierten Didaktik  immer mehr auf. Allerdings ist keine Illusion erlaubt, denn die Einlösung einer Projektdidaktik geht Hand in Hand nicht nur mit einer Erneuerung der Unterrichtsmentalität, sondern auch mit etlichen organisatorische und strukturellen Anpassungen der Schule. Es lohnt sich diese Herausforderungen anzunehmen und zwar vor dem Hintegrund einer unermesslich grösseren Harusforderung, die uns von Fakten aufgedrängt wird, welche den Gang der Geschichte zu ändern beginnen. (Red.)