La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

Das ACTFL OPI und der Europäische Referenzrahmen

Erwin Tschirner
Leipzig

This article discusses the oral proficiency guidelines and the Oral Proficiency Interview (OPI) of the American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL) and establishes correspondences and connections between the ACTFL scale and the oral scale of the Common European Framework for Languages (CEF). After describing the ACTFL scale and the OPI, the article focuses on research evidence associated with the ACTFL scale, in particular with respect to the length of time needed to move from one level to the next and the linguistic features of learner languages at various levels. It is argued that CEF-based research and development should take note of the research associated with the ACTFL OPI because both scales try to measure the same construct, i.e., oral proficiency, and employ similar descriptors to measure this construct.

Die Kompetenzskalen zur mündlichen Handlungsfähigkeit des American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL) und Europarat haben vieles gemeinsam. Insofern als sie versuchen, fremdsprachliche Handlungsfähigkeit auf unterschiedlichen Niveaustufen zu beschreiben, ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Dazu kommt, dass beide Skalen ein Produkt sowohl der Theorie als auch der Praxis sind. ACTFL und Europarat haben ihre Skalen in die theoretischen Diskussionen der Zweitsprachenerwerbsforschung, der Sprachlehr- und -lernforschung und der fremdsprachlichen Testforschung eingebettet und sie daran gemessen. Darüberhinaus wurden beide Skalen an der Praxis erprobt, wobei die Skala des Europarats vor allem durch Lehrende validiert wurde (Schneider 2001), während die ACTFL-Skala im Rahmen des Oral Proficiency Interviews (OPI) auf eine jahrzehntelange, intensive Prüfungs- und Bewertungstätigkeit zurückblicken kann (Liskin-Gasparro 2003). Die Erfahrungen, die in den USA und in anderen Ländern dabei mit der ACTFL-Skala und dem OPI gemacht wurden, sind aus mindestens zwei Gründen für die europäischen Länder, die die Skalen des Europarats adoptieren, interessant. Zum einen sind dies didaktisch-methodische und curriculare Erfahrungen (Rifkin 2003), zum anderen sind es Erfahrungen mit Testergebnissen, u.a. welche Niveaus mit wievielen Lernstunden erreichbar sind (Tschirner / Heilenman 1998), was Lerner auf unterschiedlichen Niveaus können (über die Niveaudeskriptoren hinaus) und welche Niveaus für welche Tätigkeiten notwendig sind (Swender 2003).
Im folgenden Beitrag gebe ich einen kurzen historischen Überblick über die Entwicklung der ACTFL Skala mündlicher Handlungsfähigkeit und des OPI und vergleiche sie dann mit der mündlichen Skala des Europarats. Anschließend stelle ich das Prüfungs- und Bewertungsverfahren des OPI vor, um ein Beispiel dafür zu geben, wie mündliche Handlungskompetenz auf der Grundlage von Deskriptoren zuverlässig evaluiert werden kann. Schließlich gehe ich auf Ergebnisse von Studien ein, die sich mit der zeitlichen Einordnung von Kompetenzniveaus beschäftigt haben und mit der Art von Sprache, die auf unterschiedlichen Niveaus produziert wird, um diese Erfahrungen auch für die mündliche Skala des Europarats fruchtbar zu machen.

Die ACTFL-Skala und das Oral Proficiency Interview: Ein historischer Rückblick

Die ACTFL Leitlinien mündlicher Handlungsfähigkeit (Oral Proficiency Guidelines) basieren ursprünglich auf dem Kriterienkatalog des Foreign Service Institute (FSI), das 1952 vom damaligen US-amerikanischen Außenminister beauftragt wurde, eine Prüfung zu entwickeln, die die mündliche Handlungsfähigkeit amerikanischer Diplomaten und Beamten, die im Ausland eingesetzt werden sollten, zuverlässig bewerten konnte. Gefordert wurde eine Prüfung, die mündliche Kompetenz auf allen Niveaus evaluieren konnte, vom Nullanfänger bis zur fehlerfreien Beherrschung der Fremdsprache. Die ersten Prüfungen wurden holistisch und rein numerisch bewertet, von 0 = keine Kompetenz bis 5 = muttersprachliche Kompetenz, bis 1958 die ersten Niveaubeschreibungen entwickelt wurden, die 5 Kategorien zugeordnet wurden, Aussprache, Verständnis, Flüssigkeit, Grammatik und Wortschatz. Damit nahm die mündliche Prüfung des FSI eine entscheidende Vorreiterrolle ein. Andere mündliche Prüfungen begannen erst in den späten 70-er und frühen 80-er Jahren Skalen zu entwickeln, die beobachtbares Verhalten auf unterschiedlichen sprachlichen Kompetenzniveaus beschrieben und diese Beschreibungen zu Evaluationszwecken verwendeten (Fulcher 1997). [...]

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