La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

Die „Entwicklungsrichtlinien für Deutsch als Zweitsprache an den italienischen Oberschulen“ Südtirols

Alois Weber
Bolzano

In 2003 new guidelines were established for the teaching of German as a second language in upper secondary schools of South Tyrol. They are an open framework, an appeal rather than a simple prescription, since they should be further developed through the flexibility and skills of the teacher. The hermeneutic approach with its concept of the «normalcy of the foreign other» and the accent put on the limits of understanding is the basis of the pedagogic, didactic and methodological concept of intercultural learning (which does not intend to open up the “other” by a complete and comprehensive understanding: tolerance is preserving the foreign other). The curriculum covers goals, didactic and methodological principles, gives indications as to the continuity of teaching, aspects of assessment and measures of implementation, which follow the general concept. These indications are completed by an open-ended folder containing further commentaries, examples and teaching materials presented in three sections (general definitions, explanations and practical examples) and four levels: didactic consequences of the chosen approach, modern developments in foreign language teaching in the perspective of this approach, learners’ assessment and teacher training through workshops.(ed.)

1. Kurze Übersicht

„Entwicklungsrichtlinien haben vor allem Appellcharakter. Zwar geben sie Richtlinien zur grundsätzlichen Orientierung vor, indem sie den Rahmen unterrichtlichen Handelns abstecken, sie wollen aber weiterentwickelt werden durch die Flexibilität und Kompetenz der hier angesprochenen Lehrenden“ (Entwicklungsrichtlinien: 6).
Diese ersten beiden Sätze aus dem Vorwort bringen schon einen wesentlichen Kern der Konzeption der Entwicklungsrichtlinien1 auf den Punkt, der sich auch in ihrer Bezeichnung widerspiegelt: Es handelt sich zum einen um ein offenes Curriculum, das lediglich einen didaktischen Bezugsrahmen für den Lehr- und Lernprozess darstellt und gerade durch seine Offenheit die notwendigen Freiräume bietet, die Lehrende und Lernende in ihrer jeweils konkreten Unterrichtssituation im Sinne einer Erziehung zu verantwortungsvollem, selbstbewusstem und mündigem Handeln sinnvoll ausfüllen können. Zum anderen betonen sie den Prozesscharakter, der hermeneutisch orientiertes Lehren und Lernen kennzeichnet: Der Appell geht an die Lehrenden, ihre Erfahrungen aus der Praxis einzubringen und durch ihre gemeinsame Arbeit und Reflexion in der Fortbildung und in den didaktischen Werkstätten an der Weiterentwicklung dieser Richtlinien mitzuarbeiten.
Die Entwicklungsrichtlinien stellen ein pädagogisch-didaktisch-methodisches Gesamtkonzept dar, das in allen seinen Aspekten durch den hermeneutisch orientierten Ansatz von Hans Hunfeld geprägt ist. Diese hermeneutisch orientierte Ausrichtung wird im ersten Teil – ausgehend von den Bedingungen der veränderten Wirklichkeit in Europa und der Situation Südtirols im Besonderen – in seinen Grundlagen kurz skizziert.
Aus der dem Ansatz zu Grunde liegenden Philosophie der Skeptischen Hermeneutik und der Normalität des Fremden sowie aus der besonderen Südtiroler Situation werden dann im Folgenden

  • die Ziele des DaZ-Unterrichts formuliert:
    Neben allgemeinen Bildungszielen und sprachlichen Lernzielen werden spezifische Lernziele des hermeneutischen Ansatzes genannt (Einsicht in die Normalität unterschiedlicher Perspektiven von Welt und in die Grenzen des Verstehens) und es wird auf die anzustrebenden Schlüsselqualifikationen hingedeutet, die im Anhang detailliert ausgeführt werden.
    Für das Biennium (9. und 10. Klasse) und für das Triennium (11.-13. Klasse) werden dann im Einzelnen insbesondere sprachliche und übergreifende Lernziele zu den verschiedenen Fertigkeiten als Stufenprofile ausgeführt.
  • die didaktischen Grundsätze abgeleitet:
    - die hermeneutische Progression im Lern- und Verstehensprozess;
    - das offene Curriculum als der geeignete Gestaltungsraum, in dem sich der hermeneutische Ansatz erst entwickeln kann;
    - der Sprachunterricht und das interkulturelle Lernen: Die vielfältigen Aspekte und Funktionen von Sprache werden beleuchtet und das interkulturelle Lernen als selbstverständliche Reaktion in einem multikulturellen Kontext im Sinne einer Erziehung zu Toleranz und Frieden gefordert.
    - die Literatur als Sprachlehre: die Besonderheit der Literatur als Fremdsprache, als Fremderfahrung, als Frageform der Sprache und ihr Einsatz im interkulturellen Lernen des Zweitsprachunterrichts.
  • die methodischen Prinzipien umrissen:
    Ausgeführt werden hier das ganzheitliche, das impulsgesteuerte, das produktionsorientierte und das handelnde Lernen. Sie ergeben sich aus dem hermeneutischen Ansatz, den Zielen des Zweitsprachunterrichts und den didaktischen Grundsätzen als selbstverständliche und notwendige Konsequenzen, werden aber nicht als Vorschriften, sondern als Möglichkeiten verstanden, die einander abwechseln und gegenseitig ergänzen.
  • Verweise auf die Kontinuität des Lehrgangs eingefügt:
    Die Erfahrungen der Lernenden aus der Pflichtschule bilden die Grundlage, von der aus die verschiedenen Fertigkeiten, Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen im Sinne einer spiralförmigen Progression gefestigt und ausgebaut werden.
  • die beiden Aspekte der Evaluation beschrieben:
    Evaluation als normorientierte Leistungsmessung und als fortlaufende Information über Lernfortschritte bzw. Lernschwierigkeiten.
  • die Implementierungsmaßnahmen in ihrem besonderen Stellenwert hervorgehoben:
    Diese sind in der Südtiroler Situation aufgrund einer mangelnden spezifischen Lehrerausbildung von besonderer Bedeutung (vgl. Verena Debiasi, S. 16).
  • und die Entwicklungsrichtlinien in den übergreifenden Kontext der Südtiroler Schule und der Gesellschaft gestellt: Als gesamtpädagogisches Konzept müssen sie den fachspezifischen Rahmen überschreiten, um wirksam werden zu können. [...]

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