La Rivista per l'insegnamento e l'apprendimento delle lingue

Bilaterale und Bilingualismus

Interview

Urs Bucher
Daniel Felder
Bern

Dass auch Spitzendiplomaten für Sekundenbruchteile in Verlegenheit geraten können, beweist die erste Frage, mit der Babylonia die hochrangigen Diplomaten überraschte. Urs Bucher koordiniert die Politik des Integrationsbüros, referiert über Schengen / Dublin und er vertritt die Politik des Bundesrats. Er ist kürzlich zum Leiter dieser wichtigen Dienststelle ernannt worden. Auf die Frage, ob er sich denn selbst als sprachbegabt sehe, zögert er einen Moment und formuliert dann diplomatisch ex negativo: nein, er würde die Sprache nicht als eine seiner Schwächen darstellen. Daniel Felder ist pessimistischer, was sich dann aber im Verlauf des Interviews als unverhältnismässig erweist. Er fühle sich eher “mal à l’aise en allemand, à cause de la construction de la phrase”. Im Interview folgen wir dem eidgenössischen Modell, jeder spricht seine Sprache und versteht die des andern. Hoffentlich, scherzt Felder auf Deutsch. Sie sprechen von ihrer “mehrsprachigen Verwaltung”, als sei Bundesbern ihr eigener sorgfältig bepflanzter Garten: für sie sei es selbstverständlich, dass die Papiere, die sie in den Bundesrat gäben, oft zweisprachig seien, Deutsch und Französisch wechselten sich manchmal im selben Abschnitts ab.”

Felder: J’aime l’environnement multilingue, mais j’apprécie beaucoup notre système où chacun s’exprime dans sa langue et je trouve que ce système permet une précision de langue plus grande; ça a évidemment aussi un lien avec le fait d’être minoritaire. J’ai participé au début de ma carrière à des séances où il y avait une majorité claire de Romands et puis des Alémaniques et les réunions se passaient en suisse allemand. A cette époque-là je ne comprenais pas encore le suisse allemand, donc ça me posait de sérieuses difficultés. Et puis quand je vois comment on écrit le français, je me dis que les francophones doivent se battre pour utiliser leur langue et pour que leur langue soit du vrai français, pas du français fédéral.

Babylonia: Das Adjektiv “diplomatisch” hat ja nicht nur in der deutschen Sprache mehrere Bedeutungsschattierungen. So führt der Duden auch “klug, taktisch geschickt bei dem Bemühen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen” an; man kann diplomatisch lächeln oder schweigen. Sind meine Gegenüber in diesem Sinn diplomatische Personen?

Bucher: Wenn’s der Sache dienlich ist, ja. Man muss eben unterscheiden zwischen dem umgangssprachlichen Sinn und der diplomatischen Sprache, da wo sie hingehört, nämlich in die Diplomatie. Da ist es durchaus das geeignete Instrument. Man spricht zu viel in Adjektiven in der Umgangssprache, sie verlieren dadurch an Wert, und wenn man sich in der Diplomatie, in den Beziehungen zwischen Staaten, in Verhandlungen der diplomatischen Sprache bedient, dann ist es ganz bestimmt ein Vorteil, zumal da gewisse internationale Standards sind, die auch helfen, dass man sich über Sprachgrenzen hinweg besser versteht. [...]

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